Neurologische Sprach- und Sprechstörungen
Dysphasie / Aphasie
Hierbei kommt es durch Beeinträchtigungen in bestimmten Teilen des Gehirns zu Auffälligkeiten in der Sprache, z.B. dem Aussprechen von Wörtern oder einzelnen Lauten, zu Problemen in der Wortfindung, aber möglicherweise auch im Sprachverständnis.
Laute können innerhalb des Wortes falsch ausgesprochen, einzelne durch andere ersetzt werden, manchmal ist das Wort nicht mehr verständlich.
Auch Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen können vorkommen.
Dysphasie/Aphasie treten in Zusammenhang mit neurologischen Ursachen (z.B. als Folge von Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, etc.) auf.
Alexie / Dyslexie
Unter Alexie/Dyslexie ist eine Lesestörung infolge neurologischen Geschehens zu verstehen, die in den meisten Fällen im Rahmen einer Aphasie auftreten kann.
Mögliche Ursachen
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Trauma
- Hypoxie
- Tumore des zentralen Nervensystems
- Degenerative neurologische Erkrankungen
Symptome
Beim Lesen kann es zu Auslassungen, Ersetzungen, Ergänzungen oder Umstellungen einzelner Laute / Buchstaben oder Wörter kommen. Manchen Personen mit Alexie/Dyslexie ist es nur möglich, einzelne Laute oder aber auch nur ganze Wörter zu identifizieren und laut vorzulesen, während andere Personen evtl. nur noch persönliche Daten zu sich selbst erkennen und
vorlesen können.
Agraphie / Dysgraphie
Unter Agraphie/Dysgraphie ist eine Schreibstörung infolge neurologischen Geschehens zu verstehen, die in den meisten Fällen im Rahmen einer Aphasie auftreten kann.
Mögliche Ursachen
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Trauma
- Hypoxie
- Tumore des zentralen Nervensystems
- Degenerative neurologische Erkrankungen
Symptome
Beim Schreiben kann es zu Auslassungen, Ersetzungen, Ergänzungen oder Umstellungen einzelner Laute / Buchstaben oder Wörter kommen. Manchen Personen mit Agraphie/Dysgraphie ist es nur möglich, einzelne Laute oder aber auch nur ganze Wörter zu schreiben, während andere Personen evtl. nur noch persönliche Daten zu sich selbst notieren können.
Eine Agraphie/Dyslexie ist nicht mit der motorischen Durchführung des Schreibens (Graphomotorik) zu verwechseln, kann jedoch gekoppelt auftreten, da nach einem linkshemisphärischen Insult (Schlaganfall) in der Regel die rechte Körperhälfte gelähmt ist und dadurch die dominante Hand Schreibbewegungen nicht ausführen kann – zudem kann jedoch eben auch eine Agraphie/Dysgraphie bestehen, die man daran erkennt, dass die Personen auch nicht mit der nicht-dominanten Hand Buchstaben / Wörter aufschreiben könnten.
Akalkulie / Dyskalkulie
Unter Akalkulie/Dyskalkulie ist eine Störung der Zahlen- und Rechenverarbeitung infolge neurologischen Geschehens zu verstehen, die in den meisten Fällen gekoppelt mit einer Aphasie (Hyperlink) auftreten kann.
Mögliche Ursachen
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Trauma
- Hypoxie
- Tumore des zentralen Nervensystems
- Degenerative neurologische Erkrankungen
Symptome
Personen mit Akalkulie/Dyskalkulie haben Probleme im Verständnis und/oder in der Produktion von Zahlen. Dies bedeutet, dass
Zahlen/Summen/Rechenvorgänge evtl. nicht verstanden werden und somit der Alltag im Umgang mit Zahlen erschwert ist. Dazu können das Verstehen und Wiedergeben von Uhrzeiten, das Mengenverständnis von Geldbeträgen, das Notieren von Summen, die Ausführung von Rechenbeispielen, das Verständnis oder die Wiedergabe von Kalenderdaten als Beispiele gehören.
Dysarthrie / Dysarthropneumophonie
Dysarthropneumophonie, Anarthropneumophonie(Dysarthrie, Anarthrie)
Hier kommt es durch Störungen oder Schädigungen in bestimmten Teilen des Gehirns zu Beeinträchtigungen im Tonus, der Kraft, der Bewegungsausführung und -koordination im orofazialen Bereich (Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumensegel, Rachen-, Kehlkopfmuskulatur) sowie der Atmung und der Stimme.
Durch eine ausgeprägte Koordinationsstörung dieser Bereiche kommt es zu einer verwaschenen und schwer verständlichen Aussprache.
Diese Störung ist eine Folge von neurologischen Erkrankungen (z.B. als Folge von Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, M. Parkinson, MS, ALS) und tritt häufig in Kombination mit einer Schluckstörung auf.
Dyspraxie / Sprechapraxie
Bei der Apraxie/Dyspraxie handelt es sich um eine Aussprachestörung, d.h. die Bildung einzelner Bewegungen der Zunge, der Lippen etc. ist mehr oder weniger stark betroffen.
Daher ist auch die Aneinanderreihung dieser Bewegungen, die wir für die Bildung von Worten brauchen, beeinträchtigt. Die Ausprägung reicht von falscher oder fehlenden Bildung einzelner Laute bishin zum völligen Unvermögen zu Sprechen.
Häufig ist das Sprechen sehr anstrengend, der/die Betroffene sucht nach den Lauten bzw. Sprechbewegungen.
Das Sprachverständnis ist meist nicht betroffen.
Kognitive Dysphasie
Kognitive Dysphasien (Heidler, 2006) sind Sprachstörungen, die infolge beeinträchtigter Aufmerksamkeits-, Gedächtnis-, Wahrnehmungs- und Exekutivfunktionen auftreten. Diese Form der Sprachstörung ist von sog. Aphasien abzugrenzen, da es sich nicht um eine primäre Schädigung des Sprachzentrums handelt.
Mögliche Ursachen
- Schlaganfall (vorwiegend rechts-hemisphärisch)
- Schädel-Hirn-Trauma (frontal, rechts-hemisphärisch)
- Degenerativ-dementielle Erkrankungen
- Psychiatrische Erkrankungen
Symptome
- Defizite im Verstehen von Emotionen, Sarkasmus, Mehrdeutigkeiten, Witzen, Metaphern, Redewendungen sowie komplexer Zusammenhänge
- Defizite im Lesesinnverständnis, Verstehen von Texten
- Probleme in der Zahlenverarbeitung
- Wortfindungsschwierigkeiten
- Verlieren des „roten Fadens“ während des Erzählens
- Verarmung des sprachlichen Ausdrucks
Sprachabbau bei Demenz (Steiner, 2008)
Im Rahmen von progredienten Demenzerkrankungen können Probleme im Sprachverständnis, in der Sprachproduktion sowie beim Lesen und Schreiben entstehen. (Neue) Informationen können nur mehr erschwert / nicht mehr wahrgenommen, gespeichert oder wiedergegeben werden, wodurch die Dialogfähigkeit sowie allgemeine Kommunikationskompetenz schwer betroffen sein kann. Logopädische Therapien sollten in den ersten Jahren nach Diagnosestellung erfolgen, da nur zu Beginn an bspw. einer Alzheimer-
Erkrankung direkt Einfluss genommen werden kann. In weiterer Folge stellt die Beratung und Schulung der Angehörigen sowie auch das Dysphagie-Management im Rahmen dementieller Erkrankung eine wesentliche Rolle.
Mögliche Ursachen
- Degenerativ-dementielle Erkrankungen, z.B. Alzheimer-Demenz.
Symptome
- Defizite im Verstehen von Emotionen, Sarkasmus, Mehrdeutigkeiten, Witzen, Metaphern, Redewendungen sowie komplexer Zusammenhänge
- Defizite im Lesesinnverständnis, Verstehen von Texten
- Probleme in der Zahlenverarbeitung
- Wortfindungsschwierigkeiten
- Verlieren des „roten Fadens“ während des Erzählens
- Verarmung des sprachlichen Ausdrucks
Primär progressive Aphasie
Bei der „primär progressiven Aphasie“ (PPA) handelt es sich um eine Sonderform der Demenz, bei der sich zunächst ein isolierter, gradueller Sprachverlust bemerkbar macht. Zumeist beginnt diese Erkrankung mit Wortfindungsstörungen unklarer Genese. Im weiteren Verlauf zeigen sich zunehmende Defizite der expressiven und rezeptiven sprachlichen Leistungen sowie zunehmende Apathie, Enthemmung, Kurzzeitgedächtnisstörungen, visuell-räumliche Beeinträchtigungen, Störungen des visuellen Erkennens
sowie sensomotorische Einbußen.
Mögliche Ursachen
- Degenerative Veränderungen im Bereich des Frontallappens (Stirnlappen) sowie der linken Hemisphäre (Gehirnhälfte)
Symptome
- Zu Beginn rein sprachliche Auffälligkeiten, progredienter Sprachverlust
- Nach ca. 2 Jahren Zunahme kognitiver Defizite
Neurogenes Stottern
Das erworbene neurogene Stottern ist sowohl in der Entstehung als auch in der Symptomatik vom kindlichen Stottern abzugrenzen. Neurogenes Stottern wird durch neurologische Geschehen verursacht und kann sich im Erscheinungsbild unterschiedlich präsentieren.
Mögliche Ursachen
- Schlaganfall
- Mb. Parkinson
- Schädel-Hirn-Trauma
- Einnahme von Psychopharmaka
Symptome
- Beschleunigte Laut- oder Silbenwiederholungen mit unkoordinierte Zungen- und Lippenbewegungen während des Artikulierens (z.B. bei Mb.Parkinson)
- Unflüssige Sprechweise
- Lautentstellungen
- Laut- und Silbenverdoppelungen
- Probleme bei der Sprechinitiierung